Was ist das?

Das Zentrum für offene Fragen – vom so ist das zum ist das so ist eine politische, künstlerische, und soziale Installation und Aktion von Wolfgang Georgsdorf digital online im Web und analog im gesamten Erdgeschoss der ehemaligen Baugewerkeschule Zittau in Sachsen/Deutschland, auf Einladung und im Auftrag der Städtischen Museen Zittau für das Projektjahr „1000 und Deine Sicht – vom Ausbruch zum Aufbruch aus der Pandemie“

(Siehe dazu auch Credits)

Fragen, die sich ursprünglich aus dem Blick auf das Phänomen Corona-Pandemie ergeben, können Sie im Zentrum für offene Fragen stellen, kommentieren, bewerten, filtern, bearbeiten, und durchstöbern.

Behauptungen sind Mauern, Fragen sind es aber nicht.

Behauptungen grenzen ab und engen ein, während Fragen demgegenüber Räume öffnen und die Eingrenzungen durchdringen, um hinter diesen zu weiteren Aussichten zu gelangen.

Zentrum für offene Fragen

– vom so ist das zum ist das so

Wie können wir Widersprüche aushalten? Mit Fragen? Sind Fragen erste Schritte, um Antworten zu bekommen? Und solange uns die Antworten nicht genügen: Weiter fragen? 

Im Zentrum für offene Fragen können Sie jede Frage stellen, und ausstellen, die das Phänomen und Stichwort „Corona“ aufwirft, im engeren oder weiteren Sinn. Das sind oft nicht nur praktische Fragen, sondern auch philosophische, politische, ethische, existenzielle, sehr grundsätzliche Fragen. 

Beim Einbringen neuer Fragen gelten die üblichen Gesetze und Regeln des Anstands und gegenseitigen Respekts: Keine Hassbotschaften, keine Gewaltaufrufe, keine Beschimpfungen oder Verunglimpfungen. „Warum bin ich zornig?“ wäre dann die Frage, die für jene Impulse in Kraft tritt. Fragen aber, die diese wenigen und einfachen Regeln verletzen, werden nicht veröffentlicht, sondern entfernt.

Seien Sie also herzlich willkommen und eingeladen, sich jeden einzelnen der sieben Räume des Zentrums für offene Fragen als erweiterten Denkraum, als Arbeitsraum, als Inspirationsraum, als Ruheraum, als Forschungsraum und als Raum des Austausches auf Ihre Weise zu eigen zu machen. Der größte Erfolg wäre, wenn Sie sich hier wohl fühlen und auf neue Ideen und neue Fragen kommen. 

Die Frage und die Kultur des Fragens ist eine der ältesten Errungenschaften unserer Sprache und Kultur. Antworten und immer weitere Fragen sind ihre Nachfahren. Das Fragen liegt der Wissenschaft zugrunde, und auch der Kunst. Das Fragen kann aus Zweifel geboren sein, aus Neugierde oder Wissenstrieb. Ohne Fragen wären wir nicht bis hierher gekommen.

Das Zentrum für offene Fragen ist eine Ausstellung und eine nutzbare Installation, die nie vollendet sein wird, denn sie ist ein Vorgang und die Ausstellung dieses Vorganges: Eine stetig wachsende und voranschreitende Einrichtung, geprägt durch die Einflüsse und durch die Mitwirkung aller Besucherinnen und Besucher und imstande, unsere Gesprächsräume zu weiten, im Bewusstsein, dass auch dieser Prozess nie enden wird. Das wird sich sowohl hier im Haus wie auch in der lebendigen Darstellung der entstehenden Fragenlandschaften rund um die Uhr im Internet zeigen.

Die hier immer weiter ausgestellten Fragen aus den verschiedensten Filterblasen, Glaubenslagern und Echokammern bilden Grundstock, Inspiration und Anfang, um von einem kleinen Gravitationsfeld eine Kultur und ein Klima des Fragens zu beflügeln.

Der erste Blick beim Betreten des Zentrums für offene Fragen fällt auf den leuchtenden Blumenstrauß in der blauen Bucht des Foyers, eine Art Blumenaltar – Der „Strauß voller Fragen“ ist gleichermaßen auch eine Säule der Vielfalt und der Toleranz, wenn nicht der Liebe: Diese Apsis oder Lichtnische des Foyers, mit der Steinsäule, auf der die breite Schale mit dem leuchtenden Strauß steht, ist hier die erste Botschaft und der Blickfang für alle Eintretenden – der wirkliche atmosphärische und visuelle Empfang, eine herzliche Begrüßung: Die kleine weltliche Hauskapelle mit ihrem zarten Himmelblau und dem prominenten Farbfeuerwerk als blick- und raumweitendes Rund und Hintergrund des Blumenstraußes. Besonders in der dunklen Jahreszeit, in der das nun schon zyklische Thema Corona im täglichen Leben trotz Krieg und Klima wieder lauter wird, ist dieser Strauß kräftig angeleuchtet.

Wolfgang Georgsdorf, 2022


Das Zentrum für offene Fragen (ZFOF) ist keine Ausstellung im engeren Sinn. 

Es ist eine eigenständige Museumsinstallation, und als solche begehbar, weil Sie ihr nicht gegenüberstehen, sondern in ihr drin und von ihr umgeben sind und sich frei darin bewegen und aufhalten können;

Das ZFOF partizipativ, also beteiligungsfähig und beteiligungsbestimmt, weil es sich durch öffentliche und somit auch durch die Mitwirkung und Einwirkung von Ihnen als aktivem Gast verändern und entwickeln wird;

Es ist interaktiv, weil Sie selbst auf Teile des Projekts direkt reagieren können, und weil Teile des Projekts auf Sie reagieren können;

Es ist interdisziplinär, weil das Projekt verschiedene Bereiche aus Kunst, Leben, Wissenschaft, Politik, Gesellschaft berührt und betrifft;

Es ist analog, weil es die Installation als stoffliche, gegenständliche Räume gibt, mitsamt der Luft, die Sie darin atmen und mit allem, was Sie darin sehen, berühren, hören und riechen können;

Es ist virtuell, weil es auch als immaterielle, digitale Ausgabe im Netz existiert, unter dem Link zfof.eu;

Und das ZFOF ist eine Intervention, weil es in einen gesellschaftlichen und politischen Vorgang eingreift, über den Auftrag hinausgeht und Ihnen die Möglichkeit gibt, mit einzugreifen.

Das Zentrum für offene Fragen ist nicht die ästhetische, beschauliche Umrahmung oder Ausschmückung einer Krise oder Problematik, sondern eine künstlerische Ausformung sozialen Zusammenspiels und der Verständigungsweisen zur schöpferischen und operativen Durchdringung verhärteter Meinungsfronten, Filterblasen, Echokammern, oder Glaubenslager.

Durchwandern Sie die digitalen oder analogen Räume des ZFOF. 

Für den Besuch der Ausstellung steht Ihnen der Audioguide und das Telefonsystem des Zentrums für offene Fragen zur Verfügung. Wählen Sie dazu einfach

+49 3583 5 – 499 399

Das Telefonsystem des ZFOF ist eine Ergänzung der gedruckten oder online veröffentlichten Informationen, und es ist Teil der Barrierefreiheit des ZFOF.

Beim Besuch dieser Seiten oder der Ausstellung in Zittau/Sachsen/Deutschland: Gönnen Sie sich zwischendurch eine Pause und lassen Sie sich im einen oder anderen Raum des ZFOF nieder, um ihn zusammen mit den Inhalten auf sich wirken zu lassen, die Sie bis dahin aufgenommenen haben und – was das Schönste wäre –  schließlich zu eigenen Gedanken und einem eigenen Beitrag zu kommen, mit dem Sie sich in Form Ihrer Fragen, Anmerkungen, Hinweise, oder Kommentare verewigen und das Projekt an Ihrer persönlichen Einwirkung wachsen sehen.

Ausführliche Informationen zum Zentrum für offene Fragen hier als pdf zum Download.

Das Zentrum für offene Fragen verdankt sich einigen wesentlichen Grundfragen:

Inwiefern sind Behauptungen Mauern und inwiefern sind Fragen genau das nicht?

Regt eine Frage mehr zum Denken an, als eine Behauptung?

Was können Fragen, das Behauptungen nicht können?

Stagnieren wir, wenn wir unsere Positionen und Annahmen nicht jederzeit zu überprüfen, also in Frage zu stellen, bereit sind?

Kann es eine höhere Kunst produktiven Zweifelns geben, als die Wissenschaft?

Wenn Wissenschaft aufhört auch an sich selbst zu Zweifeln, ist sie dann noch Wissenschaft? 

Zweifelt Religion jemals an sich selbst?

Wenn wir sagen so ist das, nehmen wir uns damit die Kraft zu fragen ist das so?

Was ist so unangenehm daran, unsere eigenen Annahmen in Zweifel zu ziehen?

Inwiefern leisten wir Irrtümern aller Art Vorschub und begünstigen gesellschaftliche Verwerfungen und sogar gewaltsame Konflikte, wenn wir unsere Positionen und Annahmen nicht jederzeit in Frage zu stellen bereit sind?

Woher holen wir uns die Kraft, um unsere eigenen Annahmen jederzeit zu bezweifeln?

Was kann die Kunst leisten, was Wissenschaft und Politik nicht leisten können?

Was könnte die Kunst Besseres leisten, als möglichst viele Individuen zu schöpferischem Denken und Handeln zu verleiten?

Wenn Risse durch die Gesellschaft gehen, sind wir dann aufgerufen, etwas dagegen zu tun? 

Welche Mittel haben wir, die mitmenschliche Verbundenheit und Empathie zu motivieren und zu erleichtern?

Sind Fake News oder alternative Fakten etwas anderes als neue Begriffe für Propaganda?

Was ist Wissen und Wissenschaft anderes als ein möglichst gebildeter und intelligenter Umgang mit der Ungewissheit?

Haben wir alle ein Gewissen? Oder nur manche von uns?

Ist Gewissen etwas, das über der Ungewissheit steht?

In welchem Zusammenhang stehen eigentlich die gewichtigen Begriffe Wissen, Ungewissheit und Gewissen zueinander? Sind das nur sprachliche Ähnlichkeiten?

Gibt es einen größeren inneren Widerspruch als Ungewissheit?

Gibt es eine größere Herausforderung, als die, Widersprüche auszuhalten?

Tun wir genug, um uns zu einer lebenswerteren Gesellschaft von Planetenmenschen zu entwickeln?

Sind wir im Stande mit unserer Freiheit der Persönlichkeitsentfaltung etwas anzufangen?

Gibt es etwas, das keinen Grund hat?

Ist Wut ein guter Grund, nichts mehr ergründen zu wollen?

Können wir unsere eigene Wut ergründen?

Können wir unsere eigene Wut ersetzen, durch etwas, das uns nachhaltig voranbringt?

Ist Nachhaltigkeit mehr als eines der beliebten und modischen Wörter unserer Gegenwart? 

Macht materielle Nachhaltigkeit ohne geistige oder seelische Nachhaltigkeit irgendeinen Sinn? Gibt es hierzu eine notwendige Reihenfolge?

Wie erlangen wir die Kraft, uns einzugestehen, dass uns Veränderung Angst macht?

Wenn alles seinen Grund hat, hilft es uns, alle Ursachen zu ergründen?

Wer oder was hilft uns, Ursachen und Wirkungen voneinander zu unterscheiden, wo es nötig ist?

Ist es nötig, uns zu bilden?

Lassen sich die Probleme in ihrer Gesamtheit auf etwas anderes als ein Bildungsproblem reduzieren?

Gibt es Wissen als Letztgültigkeit?

Was ist an dem gewiss, das wir Wissen nennen?

Ist Wissen nicht von vornherein eine bestimmte Art von Glauben?

Inwiefern ist Wissen eigentlich eine besondere Variante von Glauben?

Warum ist es leichter, eine Annahme zu widerlegen (falsifizieren), als sie zu beweisen?

Ist ein letztgültiger Beweis einer Annahme schon aus Gründen der Logik überhaupt möglich?

Kann eine Bildung des Herzens eine Bildung des Verstandes ersetzen, und sind sie für eine gute Qualität menschlichen Zusammenlebens überhaupt voneinander zu trennen?

Kann Wissenschaft Religionsersatz sein und umgekehrt?

Inwieweit hat heute Wissenschaft für die Politik einen Stellenwert, den früher Religion für die Politik hatte, um ihre Entscheidungen zu begründen?

Hindern uns Ideologien mehr als sie uns nützen?

Ist eine gut informierte und allgemein gebildete, zumindest aber aufgeschlossene und wissbegierige Bürgerschaft – von der Bildung des Herzens ganz abgesehen – die Voraussetzung für eine stabile und krisenfeste Gesellschaft, und welche anderen Voraussetzungen braucht es dafür noch?

Was ist Bürgerwissenschaft?

Wie bedeutsam ist Bürgerwissenschaft für die Bewältigung der Zukunft menschlichen Lebens?

Kann Bürgerwissenschaft die Formen professioneller und institutioneller Wissenschaft jemals ersetzen?