Das Foyer ist die Mitte des Zentrums für offene Fragen, sein Anfang und sein Ende. Es ist Drehbühne und Ankunftshalle. Von hier aus geht es in die einzelnen Räume. Im Foyer sind Beispiele für „Fragen über das Fragen“ ausgestellt. Vor allem auch der Einführungstext, der sogenannte A-Text für die gesamte Installation findet sich unter eigenen Lampen auf großen Plakaten in vier Sprachen, wie auch die Fragen und die meisten Texte in den vier Sprachen Deutsch, Tschechisch, Polnisch und Englisch zu finden sind:
Zentrum für offene Fragen – vom so ist das zum ist das so
Wie können wir Widersprüche aushalten? Mit Fragen? Sind Fragen erste Schritte, um Antworten zu bekommen? Und solange uns die Antworten nicht genügen: Weiter fragen?
Im Zentrum für offene Fragen können Sie jede Frage stellen, und ausstellen, die das Phänomen und Stichwort „Corona“ aufwirft, im engeren oder weiteren Sinn. Das sind oft nicht nur praktische Fragen, sondern auch philosophische, politische, ethische, existenzielle, sehr grundsätzliche Fragen.
Beim Einbringen neuer Fragen gelten die üblichen Gesetze und Regeln des Anstands und gegenseitigen Respekts: Keine Hassbotschaften, keine Gewaltaufrufe, keine Beschimpfungen oder Verunglimpfungen. „Warum bin ich zornig?“ wäre dann die Frage, die für jene Impulse in Kraft tritt. Fragen aber, die diese wenigen und einfachen Regeln verletzen, werden nicht veröffentlicht, sondern entfernt.
Seien Sie also herzlich willkommen und eingeladen, sich jeden einzelnen der sieben Räume des Zentrums für offene Fragen als erweiterten Denkraum, als Arbeitsraum, als Inspirationsraum, als Ruheraum, als Forschungsraum und als Raum des Austausches auf Ihre Weise zu eigen zu machen. Der größte Erfolg wäre, wenn Sie sich hier wohl fühlen und auf neue Ideen und neue Fragen kommen.
Die Frage und die Kultur des Fragens ist eine der ältesten Errungenschaften unserer Sprache und Kultur. Antworten und immer weitere Fragen sind ihre Nachfahren. Das Fragen liegt der Wissenschaft zugrunde, und auch der Kunst. Das Fragen kann aus Zweifel geboren sein, aus Neugierde oder Wissenstrieb. Ohne Fragen wären wir nicht bis hierher gekommen.
Das Zentrum für offene Fragen ist eine Ausstellung und eine nutzbare Installation, die nie vollendet sein wird, denn sie ist ein Vorgang und die Ausstellung dieses Vorganges: Eine stetig wachsende und voranschreitende Einrichtung, geprägt durch die Einflüsse und durch die Mitwirkung aller Besucherinnen und Besucher und imstande, unsere Gesprächsräume zu weiten, im Bewusstsein, dass auch dieser Prozess nie enden wird. Das wird sich sowohl hier im Haus wie auch in der lebendigen Darstellung der entstehenden Fragenlandschaften rund um die Uhr im Internet zeigen.
Die hier immer weiter ausgestellten Fragen aus den verschiedensten Filterblasen, Glaubenslagern und Echokammern bilden Grundstock, Inspiration und Anfang, um von einem kleinen Gravitationsfeld eine Kultur und ein Klima des Fragens zu beflügeln.
Der erste Blick beim Betreten des Zentrums für offene Fragen fällt auf den leuchtenden Blumenstrauß in der blauen Bucht des Foyers, eine Art Blumenaltar – Der „Strauß voller Fragen“ ist gleichermaßen auch ein Symbol der Vielfalt und Toleranz: Diese Apsis oder Lichtnische des Foyers, mit der Steinsäule, auf der die breite Schale mit dem leuchtenden Strauß steht, ist hier die erste Botschaft und der Blickfang für alle Eintretenden – der wirkliche atmosphärische und visuelle Empfang, eine herzliche Begrüßung: Die kleine weltliche Hauskapelle mit ihrem zarten Himmelblau und dem prominenten Farbfeuerwerk als blick- und raumweitendes Rund und Hintergrund des Blumenstraußes. Besonders in der dunklen Jahreszeit, in der das nun schon zyklische Thema Corona im täglichen Leben wieder lauter wird, ist dieser Strauß kräftig angeleuchtet.
Wolfgang Georgsdorf, 2022
Vom Foyer aus können folgende weitere Räume betreten werden, die der Künstler handschriftlich mit Holzkohle übertitelt und diese Titel mit Fragezeichen versehen hat:
Diese Fragezeichen hinter den Türüberschriften stellen die Titel der Räume selber in Frage.
Deine eine Meinung?
Fraginator?
Deine eine Sicht?
Deine andere Sicht?
Ernst?
Spaß?
Forschung und Konferenz?
Lassen Sie die Fragen in all diesen Räumen auf sich wirken. Vielleicht treffen einige dieser Fragen etwas, das auch Ihnen wichtig ist. In allen Momenten des Zentrums für offene Fragen gilt: bei Fragen bitte fragen!
Sie haben verschiedene Möglichkeiten, ihre eigenen Fragen, ja auch ihre eigenen Kommentare, Wünsche, Kritiken und Anregungen der wachsenden Sammlung und dem Forum hinzuzufügen, und damit auch für das weitere Publikum auszustellen.
Hier finden Sie zahlreiche, ausgewählte Fragen als Startmaterial und Grundstock ausgestellt.
Die verschiedenen Anordnungsmuster und leeren Räume zwischen den Fragen versinnbildlichen den Raum und die Räume, die für weitere Hinzufügungen durch Besucher_innen im Verlauf der gesamten Ausstellungsdauer freibleibend vorgehalten werden. Diese Zwischenräume stehen sozusagen für die „Luft“, die noch nach oben, nach links, rechts, und nach unten ist, und jede dieser Fragen umgibt.
Wie ist der Grundstock der ersten Fragen in all den Räumen zusammengekommen?
Der Künstler hat dafür verschiedene Methoden der Erhebung angewandt, hat Teams gebildet, Menschen aus verschiedensten Bereichen und Meinungslandschaften persönlich angesprochen oder angeschrieben, um einerseits so direkt Fragen zu erhalten oder andererseits Anregungen, um dann jene Fragen fertig auszuformulieren, die in den Äußerungen der Gesprächspartner gesteckt haben.
Das Zentrum für offene Fragen will vor allem auch Ihren inneren Dialog anregen.