Deine eine Sicht

Der Raum mit diesem Namen ist der erste Inschriftenraum von zweien. 

Er enthält die vor die Fenster gesetzten Trockenbauwände als Plakatflächen, dann große weiße, am Anfang noch leere Tafeln an den Wänden, zwei bequeme Sessel, eingeschlagen in naturweiße Nessel und einen quadratischen Tisch in der Mitte, auf dessen mit rotem Linoleum bezogender Tischplatte ein für alle Besucher verfügbares Sortiment aus Stiften, Kreiden und Markern in allen Farben enthält, mit denen an die Wände geschrieben und gezeichnet werden soll. 

Dieser erste Raum der Inschriften bietet seine weißen Wände für alle Gäste zum Hinterlassen ihrer handgeschriebenen Fragen oder sonstiger Grafittis an und wird zum Zeichenkabinett: Hier kann direkt und händisch vom Publikum selbst auf die Wände gearbeitet werden, mit Stiften aller Art, Graffiti-Wände, für die ausdrücklich die Einladung und Aufforderung ergeht, sich offene, vordringliche oder gar brennende Fragen in der eigenen Handschrift vom Herzen zu schreiben. Alle oft auch wutgetriebenen Wünsche nach Ausrufen oder Aufrufen sollten ebenfalls sportlich in Fragen verwandelt werden. Auch und gerade Kinder dürfen ran, sie sollen zugreifen, von den Stiften Gebrauch machen, sodass die Wände sich im Verlauf der gesamten Ausstellungsdauer von oben bis unten, von links nach rechts füllen und eine wachsende Dichte, Intensität, Unmittelbarkeit und Lebendigkeit entfalten, mit den Notizen jeder Altersgruppe.

Die Wand links über den zunehmenden Inschriften im Raum 4 unter der Decke ist eine Reserve für weitere Bildträger, zum Beispiel zum Abspielen von Videos, die im weiteren Verlauf der Aktion entstehen oder gefunden und ausgestellt werden sollen. Diese werden dann periodisch aktualisiert.

Einer der Zwecke der Inschriftenräume ist es, die inneren Widerstände handschriftlicher Äußerungen an Wände zu überwinden.